Luca Rapp ist 15 Jahre alt und ein vielbeachtetes Flag Football-Schiedsrichter-Talent. Im Interview spricht Luca über Ausbildung, Erfahrungen und Ziele.
Er besucht die 10. Klasse der Geschwister Scholl Schule in Dabendorf mit dem Ziel: Abitur. Seine Football Karriere begann er bei den Berlin Bullets. Über die Lichtenberg Lions kam er zu den Potsdam Royals. Er coacht die U13 der Royals und hält sich bei den Flag Seniors fit. Als Schiedsrichter ist er allerdings für die Berlin Thunder Lightnings aktiv. Unter der Leitung seines Mentors Chris Claussen, erhält er hier die optimale Förderung und wird bis in die DFFL2 bei den Erwachsenen als Schiedsrichter eingesetzt.
Seine Leidenschaft für Football kam mit dem Fernsehen und der NFL. Sein erstes Interesse galt nicht den Star-Quarterbacks sondern den Regeln. Seit zwei Jahren ist er im Besitz seiner Schiedsrichter Lizenz. Inzwischen gilt er als das Nachwuchstalent im Flag Schiedsrichter-Wesen über die Grenzen Deutschlands hinaus.
Unsere Redakteure Fabian und Marius haben ihn am Rande der NFL Flag School Championships im Berliner Mommsenstadion getroffen.
Dort hat er erzählt, was einen guten Referee für ihn ausmacht, was er anderen jungen Menschen rät, die auch Schiedsrichter werden wollen und was er gerne als Schiedsrichter erreichen möchte:
Hallo Luca, schön dass es geklappt hat. Es ist schon ungewöhnlich in den Sport einzusteigen als Schiedsrichter. Die meisten jungen Menschen, die mit Flag Football beginnen, wollen den NFL-Stars nacheifern. Nur die wenigsten den NFL-Schiedsrichtern. Was war dein Antrieb Schiedsrichter zu werden?
Luca Rapp: Gute Frage, ich habe gerne Fun Turniere gepfiffen und das hat mir echt viel Spaß gemacht. Da dachte ich, vielleicht mache ich das weiter. Und dann hat sich das so ergeben und jetzt bin ich ganz gut dabei.
Beschreib uns mal was heißt: “Jetzt bin ich ganz gut dabei”?
Naja, ich bin jetzt hier bei dem NFL Flag Finalturnier und war bei einem großen internationalen Turnier in Kopenhagen aktiv. Dort habe ich auch einen Award bekommen für gute Schiedsrichter-Arbeit. Von 60 Schiedsrichtern war ich einer von Dreien, die ausgezeichnet wurden. Und daraufhin bin ich zu einem Turnier in Tampa, Florida eingeladen worden, im nächsten Januar. Deswegen: “Ganz gut dabei”.
Was musstest du dafür tun, ein guter Schiedsrichter zu werden. Ich danke du hast doch bestimmt schon einige Lehrgänge absolviert?
Ich hatte Glück mit meinem Verein, der mich gefördert hat. Und mein Mentor Chris Claussen, der mir das alles ermöglicht hat. Der hat mich ein bisschen gescoutet bei den Fun Turnieren und hat dann gesagt: „Mach mal eine Lizenz und wenn, pfeifst du erstmal mit mir zusammen, um erstmal reinzukommen in die Sache“. Das hat sehr gut funktioniert, sodass ich inzwischen auch allein auf dem Feld stehe. Also ein bisschen Lehrgang und ein wenig „Learning by Doing.“
Was macht aus deiner Sicht einen guten Flag-Football-Schiedsrichter aus?
Zögert… Vor allem die Offenheit den Spielern gegenüber, dass man auch ein gutes Gespür für die Spieler hat. Dass man sich aber auch gegen die Trainer durchsetzen kann, dass man sich nicht verunsichern lässt und mit Selbstbewusstsein dabei geht. Gerade in meinem Alter ist das manchmal schwierig. Es gibt Trainer, die sagen: „Du bist nur 15 und ich bin viel älter und habe viel mehr Erfahrung als du“. Da muss ich mich halt durchsetzen, denn ich bin der Schiedsrichter. Das kostet mich manchmal auch Überwindung, aber auch manchem Trainer fällt es schwer sich dann unterzuordnen. Aber das kriegt mal alles hin (schmunzelt).

Fassen wir zusammen: Du musst die Regeln kennen, brauchst Persönlichkeit und du musst ein guter Kommunikator sein. Ist dir, das gute kommunizieren in die Wiege gelegt worden, hat dir das dein Mentor beigebracht oder kommt das von deinen Eltern?
Alles so ein bisschen. Da kommt Alles zusammen. Gerade auch von meinem Mentor. Der hat mich sehr viel gelehrt, auch wie ich mich da durchsetzen kann. Auch meine Mutter hat mir sehr viel geholfen, wie ich mich artikuliere. Aber auch mein Vater – beide haben mich da sehr unterstützt.
Thema Kommunikation: Wie wichtig ist die Kommunikation untereinander in der Schiedsrichter Crew?
Schon sehr wichtig. Denn alle haben unterschiedliche Blickwinkel, jeder sieht was anderes. Da ist gut sich abzusprechen, um dann eine gute Entscheidung zu treffen.
Was rätst du denn anderen jungen Menschen, die in unserer Stadt Lust haben, Flag Football-Schiedsrichter zu werden, wie sollen die das angehen?
Sich bei Fun Turnieren einbringen. In den Vereinen nach Ausbildungen also Lehrgängen fragen und sich einfach mal trauen. Sich trauen, die Pfeife in die Hand zu nehmen und anzufangen.
Was sollten denn angehende Flag Football-Schiedsrichter an Skills mitbringen, um erfolgreich einsteigen zu können?
Ein bisschen Flag Football Erfahrung wäre natürlich super, ohne wäre ja blöd, wenn man die Regeln nicht kennen würde. Wenn man schon ein zwei Jahre gespielt hat, wären das gute Voraussetzungen. Dann weiß man auch wie man sich fühlt als Spieler. Man sollte also Erfahrung mitbringen und vor allem aber auch Selbstbewusstsein.
Luca, obwohl du erst 15 bist, hast du als Schiedsrichter schon ziemlichen großen Erfolge gefeiert, wir haben darüber gesprochen. Bei Footballspielern kennt man die Ziele: Highschool, College und NFL. Die Flag -SpielerInnen wollen zu den Olympischen Spielen. Was sind deine Ziele als Schiedsrichter?
Ja, Olympia wäre natürlich schön. Olympia und vielleicht später auch mal als Tackle Schiedsrichter in die NFL. Was sehr schön wäre: Als erster deutscher Schiedsrichter im Super Bowl, aber das ist noch ein weiter Weg bis dahin. (schmunzelt)
Für SpielerInnen ist der Karriere Weg klar vorgeben. Wie sieht das denn bei den Schiedsrichtern aus:
Schwierige Frage, kann ich nur für Flag Football beantworten: Gute Arbeit leisten, sich auch international zeigen. Da lernt man immer neue Dinge und dort sind auch Schiedsrichterbeobachter, die einem Feedback geben. Das hilft einem sehr.
Wieviel Training brauchst du, um als Schiedsrichter besser zu werden und deine Ziele zu erreichen?
Die meisten kriegen das gar nicht mit. Auch wir Schiedsrichter sind nach so einem Spieltag ganz schön kaputt. Also Ausdauertraining ist schon wichtig, aber auch Kommunikationstraining, und Konzentrationstraining, damit man die Strafen auch alle im Kopf behält und den Spielfluss erhalten kann.
Lass uns zum Abschluss noch einmal auf die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles schauen. Ein Traum für jeden Sportler und jede Sportlerin, für dich könnte er als Schiedsrichter Realität werden?
Ja, ich hoffe mal. Ich bin guter Dinge und hoffe, dass es was wird. Das würde mich natürlich sehr freuen. Der Anreiz bei Olympia zu pfeifen, dann wäre ich gerade 18, das wäre schon cool.
Wir drücken dir dafür ganz fest die Daumen und sagen Danke für das Gespräch und hoffentlich sehen wir dich dann in Los Angeles.
Ich danke auch.
Ihr möchtet euch selbst als Schiedsrichter ausprobieren oder habt Fragen zum Thema Schiedsrichter-Ausbildung? Wendet euch an Philipp Hirselandt, schiedsrichter@afcvbb.org.