Am kommenden Wochenende trifft sich der Football Nachwuchs in Berlin. Acht Landesauswahl Teams zeigen auf dem Maifeld im Berliner Olympiapark ihr Können.
In der Division 2 spielen am Samstag 21.10.2023 die Lions, Knights und Warriors:
Baden-Württemberg Lions: trotz Fluktuation ins Finale?
In den letzten Jahren waren die Löwen aus Baden-Württemberg stets einer der größten Herausforderer für die GreenMachine aus Nordrhein-Westfalen. 2018 gewann man einmal eines der Finalspiele, die bisher gegen NRW bestritten wurden. Letztes Jahr in Mannheim half der Heimvorteil bei einer 3:10-Niederlage nicht, ein enges Spiel noch zu drehen.
Die Erwartungen für dieses Jahr dämpft Head Coach Jan Hofmann, der sein zehntes Jahr als Auswahltrainer eines Baden-Württemberger Auswahlteams absolviert. „Wir hatten 2022 einen sehr großen Anteil des Kaders aus dem 2004er Jahrgang und müssen somit dieses Jahr fast das komplette Team neu aufstellen. Wir hoffen, dass wir wieder um die Finalteilnahme mitspielen werden.“ Tatsächlich ist im Kader der Anteil der Spieler, die erst 2006 geboren wurden, bei den Baden-Württemberg Lions größer als jener des älteren Jahrgangs 2005.
Fluktuation im Jugendbereich ist normal, allerspätestens nach drei Jahren ist ein Aktiver wieder aus der U19-Auswahl herausgewachsen. Auch die Jahrgänge in sich sind mal spielstärker, mal eher schwächer. „Grundsätzlich kann man sagen, dass die Vereine sehr gute Arbeit leisten und die Jungs bereits sehr gut ausgebildet zu den Maßnahmen kommen“, ist laut Hofmann das Fundament in Baden-Württemberg generell stabil.
Die Fluktuation anderswo hat vor genau 20 Jahren ebenfalls in Berlin den Baden-Württembergern zum ersten von bislang fünf Turniersiegen verholfen. Damals stand man erstmals im Finale, ebenso wie Gegner Bayern. Zehn Jahre später verlor man einmal 2013 im Finale gegen den gleichen Gegner, in den folgenden beiden Jahren gewann man noch zweimal gegen die Bayern als Ausrichter in Stuttgart.
In der Folge waren oftmals die Jahrgänge aus NRW wieder stärker als die aus dem Süden. Gemeinsam ist allen drei, dass es sich um flächenmäßig große Bundesländer handelt. Viele Clubs mit Jugendarbeit gibt es, jedoch auch viele Reisekilometer für die Coaches zu Sichtungen und am Ende einen Kader, der sich erst einmal finden muss. Aus zwölf verschiedenen Vereinen kommen die Lions für das Turnier in Berlin 2023, mit einem Schwerpunkt natürlich bei den Jugendbundesligisten aus Schwäbisch Hall und Stuttgart.
Ausgewählt wurden sie aus ursprünglich 120 Kandidaten aus 19 Vereinen, die am 30. Juli zur ersten Sichtung kamen. 72 waren beim ersten Trainingslager im September in der Sportschule Ruit dabei, an zwei weiteren Trainingswochenenden dort, zuletzt eine Woche vor dem Turnier in Berlin, kristallisierte sich der Kader heraus.
Seit 1995 werden in Baden-Württemberg bereits systematisch die besten Jugendspieler des Landes in die Auswahl berufen und in besonderem Maße in verschiedenen Trainingslagern gefördert. In Berlin spielt man dieses Jahr in der Punktrunde erneut gegen Bayern, davor gegen Aufsteiger Sachsen.
Saxony Knights: frecher Aufsteiger?
Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt bilden mit den Saxony Knights ein gemeinsames Team, das als Aufsteiger im Hauptfeld im Berliner Jugendländerturnier 2023 an den Start geht. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts waren Auswahlen aus Sachsen oder mit dem Schwerpunkt von dort – oft nur knapp und punktgleich mit dem jeweiligen späteren Aufsteiger – mehrfach an diesem Ziel vorbeigeschrammt. Letztes Jahr hat es nun endlich geklappt.
Schon im Jahr davor 2021 hatte sich abgezeichnet, dass die Sachsen – im Jahr des ersten Meistertitels bei den Männern durch ihren Großverein Dresden Monarchs – auch mit der Juniorenauswahl Großes vorhaben.
In den Nachwirkungen der Corona-Phase und unter damals noch erschwerten Trainingsbedingungen in der Vorbereitung konnte eine Ausgabe eines Jugendländerturniers unter anderem deswegen ausgetragen werden, weil in Dresden das Millionenprojekt des Leistungszentrums der Dresden Monarchs als Spielstätte zur Verfügung stand und es dem Landesverband aus Sachsen gelang, gemeinsam mit Thüringen und Sachsen-Anhalt auch ein Gastgeber-Team zu formieren.
Tatsächlich wurde sogar der fünfmalige Turniersieger Baden-Württemberg bei dieser Gelegenheit mit einem stürmisch bejubelten 10:7 bezwungen. Auf Baden-Württemberg und Bayern trifft man nun auch dieses Jahr am Samstag in der A-Gruppe auf dem Berliner Maifeld.
Der ostdeutsche Football hat in den letzten Jahren große Sprünge nach vorn gemacht, bei den Männern gewann nach Dresden 2021 nun 2023 Potsdam die Meisterschaft, Dresden war das einzige Team, das den neuen Herrenmeister diese Saison bezwingen konnte. Die Dresden Monarchs stellen seit Jahren einen Jugendbundesligisten, haben kräftig in ihr Leistungszentrum und die Jugendarbeit dort investiert.
Im Aufgebot der Saxony Knights findet man dann auch über 30 Jugendliche aus dem Kader der Monarchs. Auch aus Chemnitz und den beiden Leipziger Vereinen kommen jeweils mehrere Spieler. Dazu die besten aus Thüringen und Sachsen-Anhalt: drei 18-Jährige mit Erfahrung aus Halle sowie je einer aus Magdeburg, Erfurt, Wernigerode und Jena.
Diese Kombination soll dafür bürgen, dass die Saxony Knights gleich zur Bereicherung der A-Gruppe beitragen. Für die Samstags-Gegner Bayern und Baden-Württemberg wird diese Gruppe sicherlich kaum zum Spaziergang ins Finale werden.
Bavarian Warriors: auf der Jagd nach den Löwen
Bayern pflegt aus naheliegenden geografischen Gründen auch bei seiner Jugendauswahl im American Football eine nachbarliche Rivalität mit Baden-Württemberg. Im deutschen Football kommt hinzu, dass aus dem Süden auch besonders nach Nordrhein-Westfalen geschielt wird. Beide Bundesländer waren (mit Hessen) jene, in denen zuerst American Football gespielt wurde, die großen Länder Bayern und Nordrhein-Westfalen dominierten dann auch die ersten Jahrzehnte des Footballs hierzulande.
Als das Jugendländerturnier 1995 das erste Mal ausgespielt wurde, war von Beginn an relativ regelmäßig Nordrhein-Westfalen in den Finals dabei – Bayern schaffte es erst 2003 das erste Mal ins Endspiel und verlor in Berlin damals ausgerechnet gegen den Nachbarn aus Baden-Württemberg, der selbst Final-Debütant war. Später gab es einige weitere Endspiele gegen Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, der einzige Turniersieg gelang 2013 in Hamburg mit einem 9:6 gegen die Lions aus dem Nachbarland.
Das ist zehn Jahre her, und dieses Jubiläum nimmt man als Ansporn. „Es war auch diese Saison eine großartige Zeit für Spieler, Coaches und Staff, und natürlich möchten wir dieses Jahr – zehn Jahre nach dem letzten Gewinnn – den Pokal endlich wieder nach Bayern holen“, fasst Head Coach Andreas Englbrecht die zwei wichtigen Aspekte der Jugendarbeit und -förderung nicht nur in Bayern treffend zusammen.
Erst am Ende steht ein möglicher sportlicher Erfolg, eine gewonnene Trophäe. Am Anfang ist das A und O aber eine „großartige Zeit“ für alle Beteiligten. Das meint nun nicht (nur) ein spaßiges Beisammensein, sondern die zentralen Elemente von sportlicher Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden: Die sportliche Leistungssteigerung in Trainingslagern mit den besten Coaches eines (Bundes-)Landes verbindet sich mit partnerschaftlicher Unterstützung auch im menschlichen Bereich für die Heranwachsenden.
Nach zwei Tryouts an verschiedenen Orten in Bayern mit über 200 Teilnehmern führten Englbrecht und sein Stab drei intensive Camps in Mühldorf am Inn durch. Nun stehen 51 bayerische Spieler und der Coaching Staff um Head Coach Andreas Englbrecht vor dem letzten Schritt des „Way of the Warriors“ beim diesjährigen Jugendländerturnier nach Berlin.
Mit Spielern aus 18 verschiedenen Vereinen – wenn auch mit kleinerer Blockbildung von sieben Verteidigern und vier Spielern des Offensive Backfields von den Fursty Razorbacks aus Fürstenfeldbruck – gab es in den abschließenden Trainings sicherlich noch die eine oder andere Abstimmungsfrage. In der Altersmischung richtet man in Bayern dieses Jahr schon den Blick in die Zukunft, der größere Teil des Kaders kommt aus den jüngeren Jahrgängen 2006 und 2007.
Das steht ein bisschen im Gegensatz zur NRW GreenMachine, die stärker auf den ältesten erlaubten Jahrgang 2005 setzt, ist aber in etwa Gruppengegner Baden-Württemberg Lions vergleichbar. Die Löwen von dort zu zähmen, ist ohnehin am Samstag in der Gruppenphase das erste Ziel. Letztes Jahr musste man nach einem 0:21 gegen Baden-Württemberg als Zweiter ins Spiel um Platz drei und bezwang da Hamburg mit 14:9.
Diesmal will man am Sonntag natürlich erst im allerletzten Spiel, dem Finale, antreten. Und dann gilt das Football-Motto: „On any given Sunday, any team can beat any other team!“