Am Sonntagnachmittag kommt es zum ersten Aufeinandertreffen der Hildesheim Invaders und den Berlin Rebels seit 2009. Im Berliner Bezirk Charlottenburg treffen die Hildesheimer auf den aktuellen Tabellenführer der Nordstaffel der höchsten deutschen Footballliga. Eine Hand voll Spieler der Invaders erinnert sich dabei noch an den letzten Besuch im Mommsenstadion. Dort verlor man damals das Hinspiel mit 35:6. Am letzten Spieltag der Saison 2009 standen die Invaders dann auf dem letzten Tabellenplatz der zweiten Liga. Während die Invaders den schweren Gang in die Regionalliga antreten mussten, stiegen die Berlin Rebels als Meister in die German Football League auf. Seitdem spielten die Rebels mit Ausnahme von 2011 durchgehend in der GFL. Nach zwei eher durchwachsenen Spielzeiten stehen die Rebels nach vier Spieltagen an der Tabellenspitze. Dabei sprang für die Berliner sogar ein Sieg gegen den mehrmaligen Deutschen Meister aus Kiel heraus.
Relativ ruhig war es um die Rebels im Vorfeld der diesjährigen Football-Saison. Aus Sicht der Invaders wirkt der bisherige Verlauf wohl überraschend. „Die Berliner bringen die Hierarchie der letzten Jahre zurZeit ein wenig ins Wanken“, merkt Hildesheims Defensiv-Koordinator Sven Bröker an und führt fort: „Auch so früh in der Saison kann das schon enorm wichtig sein. Die bisherigen drei Siege sind verbucht und stehen eben jetzt auf ihrem Konto.“
Während aus dem Top-Trio bestehend aus Braunschweig, Kiel und Dresden lediglich der niedersächsische Nachbar konstant spielt, deutet sich eine Neuausrichtung der Verfolger Braunschweigs an. Vor der Saison galten die Berliner eher noch als eines der Teams gegen die man sich aus Hildesheimer Sicht sehr gute Chancen ausrechnete. Nun sieht es jedoch nach einem sehr offenen Schlagabtausch in der GFL Nord aus. Auch der letztjährige Playoff-Teilnehmer Hamburg wurde mit einem 30-Punkte-Vorsprung abgespeist und verweilt nun mehr auf dem letzten Tabellenplatz. Da die Hildesheimer sich bisher nur an Düsseldorf (Sieg) und Braunschweig (Niederlage) messen durften, wird das Spiel gegen die Rebels wohl Wegweiser werden.
Dabei müssen die Hildesheimer auf zwei Leistungsträger in der Defensive verzichten. Der letztjährige Newcomer und Shootingstar Paul Jung befindet sich in der Genesungsphase eines Schlüsselbeinbruchs. Diesen musste die medizinische Betreuung im Spiel gegen die Düsseldorf Panther vor zwei Wochen feststellen. Defense Liner Jung wird damit noch einige Wochen ausfallen. Ebenso bitter ist der Ausfall von Linebacker Manuel Wiesmann. Er war nach vor der Saison neu zu den Invaders gekommen, spielte zuvor bei den Braunschweig Lions. Am vergangenen Sonnabend musste er spät im Spiel gegen die Lions vom Platz gestützt werden. Eine Knieverletzung verhindert seinen Einsatz gegen die Rebels. Die endgültige Diagnose steht noch aus, allerdings ist mindestens mit einer mehrwöchigen Pause zu rechnen.
Auf Seiten der Berliner gibt es gegenüber ihrer letzten Partie ebenso schmerzliche Ausfälle. Drei an der Zahl, allerdings wurden diese im Spiel gegen die Hamburg Huskies auf Grund mehrerer Strafen vom Feld gestellt.
Mit von der Partie am Sonntag sind jedoch Berlins Leistungsträger Terell Robinson und Larry McCoy. Robinson, der die Rebels seit dieser Saison als Quarterback aufs Feld führt, gelangen bisher ganze zehn Touchdowns. Ebenso zehn Mal erreichte Runningback McCoy die gegnerische Endzone. Er konnte bereits im letzten Jahr auf ganzer Linie überzeugen. Die Kombination aus Pass-und Laufstärke des US-Amerikanischen Duos sollte also die Hildesheimer Defensive vor eine ernstzunehmende Aufgabe stellen. Linebacker Sascha Diekert sieht die Hildesheimer Verteidigunsgreihen jedoch gerüstet: „Wir haben uns auf das variable Spiel der Berliner eingestellt. Unser Cheftrainer Joe Roman ist ein Taktik-Ass. Er hat für jeden Gegner eine passende Einstellung parat.“
Darüber hinaus durfte sich der Hildesheimer Cheftrainer diese Woche über einen weiteren Neuzugang freuen. Ciro Jordanov heißt der 29-jährige Defense-und Offense-Line Spieler. Er bringt bei 1,98 m Körpergröße stolze 145 Kilo auf die Waage. 2013 durfte er bereits in der GFL für die Cologne Falcons auflaufen, mit denen er prompt den Einzug in die Playoffsschaffte. Er verstärkt nach einer Verletzungspause vorrangig die Defensive der Invaders. Neben Nikola Savic ist er einer von zwei Import-Spielern aus Serbien im diesjährigen Kader der Hildesheimer. Ursprünglich sollten Ciro und Niko gemeinsam an die Bördeziehen. Eine Verletzung Jordanovs verhinderte dies doch bis zuletzt, sodass „Niko“ Savic zunächst ohne Jordanov anheuerte. „Was Nikola da zurzeit abruft ist enorm“, ließ Joe Roman nach dem Spiel gegen Braunschweig verlauten. Neben seiner eigentlichen Funktion in der Offensive Line der Invaders muss das Kraftpaket auch in der Defensive aushelfen. Kombinierte 275 Kilo serbischer Power sollen demnach nun dem starken Angriff der Berlin Rebels standhalten.
Spannung ist also garantiert. Insbesondere hoffen die Invaders dabei auf ihre Fans. Denn auch im Umfeld der Footballer festigt sich eine stetig wachsende Fanbase. Bereits beim ersten Auswärtsspiel der Saison begleiteten zahlreiche Hildesheimer Fans ihre Mannschaft ins 300 km entfernte Düsseldorf. Der steigende Bekanntheitsgrad der amerikanischen Sportart scheint Hildesheim besonders gut getan zu haben. Das zeigten am vergangenen Wochenende bereits die 3500 Zuschauer im Friedrich-Ebert-Stadion. In Berlin scheint die Begeisterung der Fans sich jedoch in Grenzen zu halten. In den letzten Jahren lagen dabei die Zuschauerzahlen meist weit unter der 1000-Marke. Und der Trend scheint sich fortzusetzen. Ein Grund mehr weshalb die Invasoren sich wohl redlich über die Unterstützung ihrer eigenen Anhängerschaft freuen würden.
Text: Torben Dill / Hildesheim Invaders